
Thomas Blau war eine stille Größe – eine Szenengröße, die lieber im Hintergrund wirkte, als sich selbst ins Rampenlicht zu stellen. Doch genau dort, in diesem Hintergrund, wirkte er umso kraftvoller. Unzähligen Musikeinsteigern half er, die ersten Schritte auf der Drehleier zu gehen. Mit Geduld, Hingabe und einem feinen Gespür für Menschen kümmerte er sich um verstimmte Saiten, Watte, klemmende Mechaniken – und um all die kleinen und großen Hürden, die einem beim Erlernen dieses besonderen Instruments begegnen können.
Er war nicht nur ein Lehrer auf Kursen, er war ein Begleiter, auch darüber hinaus. Viele durften bei ihm zu Hause weiterlernen – ganz selbstverständlich. Und am Abend, wenn der Tag zur Ruhe kam, unterhielt er die Runde mit einem seiner Anekdoten-Stücke auf der Leier, brachte Menschen zum Lächeln, zum Staunen. Er war ein großartiger Geschichtenerzähler – einer, der die Musik sprechen ließ und damit Herzen berührte.
Als Bandmitglied oder Solist auf der Bühne brachte er mit Witz, Leidenschaft und ganz eigenem Stil die Drehleier einem größeren Publikum näher. Sein Spiel war stets fein abgestimmt, ausbalanciert, voller Leben – ob traditionelles Bal-Folk-Liedgut, Irish Folk oder moderne Kompositionen. Er war jemand, der nicht nur spielte, sondern die Musik lebte und liebte.
Der Beginn seiner Reise mit der Drehleier war seiner geliebten Frau Lizzy zu verdanken – ihre Begeisterung war ansteckend, und sie war es, die zuerst in der Szene aktiv wurde. Er stand ihr zur Seite, unterstützte sie still – bis er selbst immer weiter hineinwuchs in diese Welt. Nach ihrem viel zu frühen Tod im Jahr 2012 übernahm er die Leitung der Kurse in Bad Homburg allein, trug das gemeinsame Erbe weiter, voller Liebe und Hingabe.
Gemeinsam hatten sie schwierige Zeiten in der Szene überstanden – mit Güte, mit Offenheit, mit einem Herzen, das nie ausschloß, sondern einlud. Sie schufen neue Räume, neue Möglichkeiten – für alte Hasen wie für Neuankömmlinge.
Im Bordun-Verein war Thomas ein fester Anker. Wer Hilfe brauchte, konnte sich an ihn wenden. Wer Fragen hatte, bekam Antworten – oder wurde zu jemandem weitervermittelt, denn Thomas war bestens vernetzt. Und nie zu stolz, auch mal einfach zuzuhören.
Er nahm sich Zeit. Für Menschen. Für Musik. Für Instrumente. Gemeinsam mit anderen langjährigen Gestaltern der Szene reparierte er, was zu retten war. Und wenn jemand noch kein eigenes Instrument hatte, verlieh er eines von seinen – damit der Funke überspringen konnte. Diese Flamme der Liebe zur Musik gab er weiter – an seine Schüler, an seine Kinder, an so viele andere.
Thomas war deutschlandweit unterwegs, leitete Anfängerkurse an bekannten Spielstätten, war in unzählige Lebenswege involviert – als Lehrer, als Freund, als stille Kraft im Hintergrund. Es gibt kaum jemanden in der Szene, der ihn nicht kannte – oder nicht wenigstens jemanden kannte, der ihn kannte. Und fast jeder hat ihm schon mal eine Frage gestellt. Oder wurde ihm vorgestellt. So präsent war er – so selbstverständlich.
Sein Tod kam im Jahr vor seinem 70. Geburtstag. Und obwohl sein Weg nun hier auf Erden geendet hat, bleibt sein Wirken. Es klingt weiter – in all den Leiern, die dank ihm wieder klingen, in all den Herzen, die er berührt hat, in den Geschichten, die man sich noch lange erzählen wird.
Uns bleibt die Gewissheit, dass er nun wieder bei seiner geliebten Lizzy ist. Dass sie gemeinsam musizieren, lachen, erzählen – irgendwo dort, wo Musik niemals aufhört.
Mach’s gut, Thomas. Und danke.